Entwicklungen aufspüren und Weichen stellen

Am Samstag hatte unser Kirchenvorstand eine Klausurtagung. Im kommenden Jahr werden wir ja einen neuen Kirchenvorstand wählen und so ging es bei dem Treffen zunächst um einen Rückblick auf die vergangenen fünf Jahre Legislaturperiode des derzeitigen Kirchenvorstands und um Fragen, wie:

  • Wie hast du unsere Kirchengemeinde in diesen letzten fünf Jahren erlebt?
  • Was lief gut?“/„Was hätte besser anpackt werden können?
  • Welche Entwicklungen entdeckst du in der Gemeinde?
  • Wie siehst du deinen persönlichen Einsatz in der Gemeinde?

Deutlich wurde im Gespräch: Diese fünf Jahre waren in mehrfacher Hinsicht kein „Zuckerschlecken“ für die Gemeinde und schon gar nicht für den Kirchenvorstand. Und manches führte kräftemäßig an die eigenen Grenzen.

Tatsächlich ist Covid nicht spurlos an uns vorübergegangen

Tatsächlich ist Covid nicht spurlos an uns vorübergegangen. Unsere Gemeinde ist um einige Aktivitäten ärmer geworden und auch das ein und andere Gesicht von treuen Teilnehmern an Gottesdiensten, Andachten und anderen Angeboten sieht man nicht mehr – was natürlich schmerzt. Zugleich sind aber auch ganz andere und neue Aktivitäten entstanden (unterm Strich haben wir jetzt sogar mehr Angebote als vor Covid). Und was die Gottesdienstbesuche betrifft: Da zieht die Gemeinde mit, wie sie das auch vor Covid getan hat – fast möchte man sagen: „Als wäre nichts gewesen“. Die Gottesdienste sind nach wie vor gut besucht und bemerkenswerterweise tauchen auch immer wieder neue, ganz andere Gesichter auf, Menschen die „Blut geleckt haben“ und nun regelmäßig bei uns ein- und ausgehen. Das ist eine überraschende und zugleich beglückende Entwicklung!!!!

So stehen drei Schwerpunkte deutlich im Vordergrund

Was nun den Ausblick in die Zukunft betrifft, so stehen drei Schwerpunkte deutlich im Vordergrund/haben unbedingte Priorität:

  1. Egal wie man es nennt:
    Evangelisation“, „Mission“ oder schlicht „einladende Kirche“ – das Kirche sich selbst treu bleibt und das Geheimnis Jesu, seine frohe Botschaft in die aktuelle Zeit angemessen „über—setzt“ ist allererste Priorität.

    Denn als die Menschen damals in Jesu Dunstkreis wahrnahmen, was dieser Christus für uns tut/was wir Menschen Gott wert sind und als sie in Jesu Gegenwart entdeckten, wie anders Leben schmecken kann – eben in Gottes Gegenwart – da waren sie begeistert. Sie konnten sich diesem Christus nicht entziehen. Gleiches erleben Menschen auch heute noch – das der Glaube an Jesus sie im wahrsten Sinne des Wortes „belebt“.

    Deshalb dieser Schwerpunkt zu allererst! Dabei gilt:
    Weder fromm zutexten noch sprachlos in Glaubensdingen sein. Vielmehr mutig und „fehlerfreundlich“ den Glauben an Jesus leben und auch mit anderen teilen – im Persönlichen wie auch auf Ebene der Gemeinde.

    Und ganz, ganz wichtig ist:
    Es geht nicht um „Mitgliederzahlen erhöhen“, „Lücken stopfen“ oder „Kirchbänke füllen“. Das wäre das Allerletzte!!! Denn in einem solchen Fall würden die Menschen lediglich als Objekte benutzt und es würde letztlich nicht um die Sache Jesu gehen.

  2. Kirche und auch unsere Kirchengemeinde wird nur Zukunft haben, wenn sie „Beteiligungskirche“ ist. Und das bedeutet angefangen bei den Gottesdiensten bis hin in die einzelnen Gruppenangebote:
    Es reicht nicht, das ein paar „Hanseln“ vorne stehen und leitend allein agieren, während die anderen mitmachen.
    Nein: Kirche/Gemeinschaft der Christen lebt geradezu davon und blüht auf, wo sie ernst nimmt, dass die Christen selbst ein Geschenk Gottes sind (mit unterschiedlichsten Fähigkeiten, Begabungen aber auch Begrenzungen), die die Kirchengemeinde durch ihr Mitwirken und durch ihr Verantwortung-Übernehmen enorm bereichern können.

    Ganz abgesehen von diesem „Bereichern“ bedeutet das Zupacken und Mitwirken für den Einzelnen erfahrungsgemäß: Aus „der“ Kirche wird mehr und mehr „meine“ Kirche.

  3. Und der dritter Schwerpunkt betrifft die Finanzierung der kirchengemeindlichen Arbeit. Zur Zeit sieht das gut und stabil aus und wir sind sehr, sehr dankbar für die vielen Gemeindeglieder, die durch ihren ganz normalen Gemeindebeitrag (sprich: Kirchensteuer) die Arbeit der Kirche vor Ort überhaupt ermöglichen. Das ist großartig und ohne das würde hier gar nichts laufen!!! Es ist aber absehbar, dass es zukünftig sicherlich nicht einfacher wird kirchengemeindliches Leben vor Ort finanziell zu meistern. Deshalb wollen wir nicht vor uns „hindümpeln“ und „verschlafen“ sondern vielmehr schon jetzt einen Kreis besonderer finanzieller „Zupacker“ aufbauen – Menschen die durch ihr finanzielles Extraengagement die Arbeit vor Ort ermöglichen, wo die Gemeinde ansonsten zukünftig an Grenzen stoßen würde.

Alle drei genannten Schwerpunkte sind nicht am Schreibtisch erdachte Strategien

Wer nun aufmerksam die Entwicklungen unserer Kirchengemeinde verfolgt, dem wird auffallen: Alle drei genannten Schwerpunkte sind nicht am Schreibtisch erdachte Strategien, theoretisch vielleicht gut klingend, aber noch weit entfernt davon Wirklichkeit zu werden. Nein, diese Schwerpunktsetzung ist vielmehr aus dem praktischen Gemeindeleben entstanden und wir befinden uns schon seit geraumer Zeit in einem Prozess, in dem alle drei Schwerpunkte mehr und mehr Gestalt gewinnen. Und sicherlich wird das in den kommenden Jahren noch deutlicher erkennbar, als es das jetzt schon ist.

Ein kritisches Wort aber noch im Nachgang

Ein kritisches Wort aber noch im Nachgang: So ermutigend die Entwicklungen in unserer Gemeinde gerade auch sein mögen, so gilt doch, was Blaise Pascal vor bald 400 Jahren gesagt hat:

„Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, dann erzähl ihm von deinen Plänen“.

Anders gesagt: Wir als Christen/Gemeinde/Kirche können uns mühen, recken und strecken, wie wir wollen: Wenn wir nur an uns selbst kleben bleiben, an unseren begrenzten Möglichkeiten, unserer Kraft, unserem Verstand, unseren Plänen und genialen Strategien und dabei nicht wirklich aus dem Vertrauen auf Gottes wirkmächtige Gegenwart leben, dann ist schon jetzt absehbar, das wir damit nicht weit kommen werden. Deshalb steht es uns als Christen und insbesondere als Christen in leitender Funktion in Gemeinde und Kirche gut an, zuallererst Gott in den Ohren zu liegen, zu beten und zu beten, dass er uns bitte wach machen möge für das, was wirklich ansteht und das er bitte seinen Segen auf all unser „Treiben“ legen möge, auf dass unser Gemeindealltag und unsere Gottesdienste nach Leben schmecken.

In diesem Sinne bitten wir auch Euch – liebe Freunde der Gemeinde – dass Ihr unsere Gemeindearbeit in Euer Gebet mit aufnehmt und es dadurch betend mittragt.

Ihr tätet uns damit einen ganz großen Liebesdienst!

Pastor Claus-Carsten Möller

Demnächst mehr zu dem anderen Thema, dass auf der Klausurtagung besprochen wurde: Kirchenvorstandswahl im kommenden Jahr