Der Besuch des Krippenspiels am Heiligen Abend: für viele Menschen in Wunstorf und den Dörfern ein Muss. So mancher Erwachsene erinnert sich daran, als man selber Engel, Hirte oder Schaf gewesen ist oder sogar Josef oder Maria spielen
durfte: als Kind oder Konfirmand – erfüllt von Vorfreude und Lampenfieber zugleich. Und wenn wir heute die Namen der mitwirkenden Kinder auf dem Programm lesen, sind Nachnamen ehemaliger Mitkonfirmanden darunter.

„denn sie hatten sonst keinen Raum…“

Von Generation zu Generation wird es alljährlich mit Ernst und Überzeugung, dazu natürlich auch mit Spaß, Übermut und Freude vorbereitet und schließlich aufgeführt: die Geschichte, wie Gott Mensch geworden ist durch Erwählung, Schwangerschaft und Niederkunft einer einfachen jungen Frau auf Reisen. Sie gebiert den Heiland der Welt in einem Tierunterstand und legt ihn in eine Futterkrippe, „denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.“

Die biblischen Schreiber Lukas und Matthäus haben diese Geschichte zu Papier gebracht, und unzählige Literaten und Theologen (ich auch schon dreimal…) haben
daraus Krippenspiele in verschiedenster Form entworfen.

Die Stärke des Krippenspiels

Das Krippenspiel ist nicht einfach „niedliches Beiwerk“ zum Weihnachtsfest. Jesus selbst hat mal gesagt: Wenn ihr das Reich Gottes nicht annehmt wie ein Kind, dann könnt ihr es nicht erfassen. Mit anderen Worten: Mit Intellekt und guten Argumenten kann Glaube nicht wirklich genährt werden. Wohl aber, wenn eine Beziehung entsteht durchs Hören, Staunen, Vertrauen und Anbeten. Das, was Kinder gut können und was auf uns Erwachsene überspringen kann, auf dass wir das Kind in uns selbst wieder entdecken und uns als Gottes Kinder fühlen. Darum ist das Krippenspiel mit seiner schlichten Weihnachtsbotschaft und mit seinen jungen Akteuren alles andere als „Ach wie süß, guck mal – der kleine Engel!“ Na gut, ich gebe zu, das ist es auch.

Doch es rührt etwas tief drinnen an, wenn wir es zulassen. So bringt das Krippenspiel das, was Christen die Frohe Botschaft nennen, an den Mann und die Frau. Dann kann es Weihnachten werden. Bei aller Sorge und Krankheit, bei Krieg und Hass, Hoffnungslosigkeit und Ohnmacht: „Fürchte dich nicht. Dir ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus der Herr!“

Krippenspiele in Bokeloh und Wunstorf

Bokeloh

Seit 10 Jahren leitet nun schon Kim Sindermann das Bokeloher Krippenspiel. Grund genug, ihr einmal kräftig DANKE zu sagen!

Was macht für Kim den Reiz ihres ehrenamtlichen Engagements aus? „Sich immer wieder neue und spannende Szenarien der Geschichte zu überlegen, mich von der Kreativität der Kinder und ihrer eigenen Vorstellungen inspirieren zu lassen, machen jedes Jahr zu einem neuen Abenteuer, bei dem man nicht weiß wohin es einen am Ende bringt.

Sicherlich immer in den Stall, zu mehr Nächstenliebe und dem Wunder der Weihnacht. Aber wie? Als Tiere, Menschen, in Zeitmaschinen, auf dem Bahnhof oder in Form von Gedichten, Liedern und so vielem mehr bleibt offen.

Bei einem Paket Gewürzspekulatius lassen sich gemeinsam die besten Ideen entwickeln und erhellen die Weihnachtszeit mit Lachen und Freude. Dieses Gefühl des Zusammenhalts und der Gemeinschaft macht für mich den wahren Zauber aus. Gemeinsam etwas zu erschaffen und am Heiligen Abend hunderte strahlender Menschen zu sehen, denen man ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert hat.“

Die feste Einrichtung des Engelschors ist in Bokeloh definitiv ein Muss! Unter der Leitung von Annika Ehlers und Frauke Trapp probt er schon seit Mitte November zweimal wöchentlich, wird an Heilig Abend mit von der Partie sein und dem Krippenspiel das nötige Glitzern verleihen, ohne das es irgendwie nicht richtig Weihnachten ist…

Stift

Im Stift ist die Leitung des Krippenspiels seit vielen Jahren Pastoren-Sache. Thomas Gleitz schart in jedem Herbst Freiwillige um sich, die die Auswahl an Drehbüchern sichten und sich für eines entscheiden.

Besondere Kostüme erleichtern es, die Figuren in der großen Stiftskirche oder im Draußen-Gottesdienst auch von weitem gut zu erkennen. An ein Krippenspiel erinnert sich Pastor Gleitz besonders gern: „Als ein etwas verwirrter Melchior mit Möhre statt Myrrhe auf der Bühne stand, löste das bei Kindern und Erwachsenen große Freude aus!“

Am Heilig Abend sitzen beim Krippenspielgottesdienst in der Stiftskirche schon mal 150 Kinder vor den Bänken auf Sitzpolstern. Wenn sie aufmerksam zuschauen und gespannt lauschen, dann können die Schauspieler hinterher stolz sein – dann ist die Botschaft angekommen.

Schwerer ist es allerdings, die Aufmerksamkeit der Erwachsenen zu erlangen, die in den hinteren Bänken sitzen. Und immer ist es eine Meisterleistung, es in der Stiftskirche mit ihrem sekundenlangen Nachhall hinzukriegen, dass auch der kleine Hirte gut zu hören ist mit dem entscheidenden Satz „Ich bringe dem Kind Brot und Käse“.

Corvinus

Auch die Corvinusgemeinde in der Oststadt feiert alle Jahre wieder das Krippenspiel. Patrick Franz erzählt: „Um die Gestaltung und Einübung des Krippenspiels kümmert sich bei uns seit vielen Jahren das KiGo-Team (Elisabeth Behse, Sophie Herold, Lea Gerdes, Constantin Voss und ich).

Wir wählen vorab das Krippenspiel aus oder schreiben es selbst und legen die Probentermine etc. fest. Traditionell proben wir immer an den vier Adventssonntagen nach dem Gottesdienst. Die Rollen übernehmen dabei größtenteils die aktuellen Konfis, ergänzt durch Kindergottesdienst-Kinder, die Lust haben mitzumachen.

An Heilig Abend wird es dann zweimal aufgeführt.“ Als besonders schöne Erlebnisse berichten die Teamer*innen: „Mein schönstes Erlebnis bei einem Krippenspiel waren die Dreharbeiten für das Online-Krippenspiel 2020, die bei Wegeners Hof in Liethe in einem echten Stall sowie in meinem Garten stattgefunden haben.“ (E. Behse) „Ich erinnere mich noch an ein Krippenspiel vor einigen Jahren, bei dem kleinere KiGo-Kinder mitgemacht und Sprechrollen übernommen haben. Bei der Aufführung waren sie dann mit einer so großen Freude und Sicherheit dabei, dass sie die „Großen“ in den Schatten gestellt haben.“ (P. Franz)

St. Johannes

In der St. Johannes-Gemeinde in der Barne hat das Krippenspiel musikalisch als Weihnachtsmusical nun schon fast 15-jährige Tradition: Familie Schurig an der Technik, Frau Skrotzky und Frau Thimm als Bühnenbildnerinnen sowie das jährlich wechselnde Konfirmanden-Team als Darsteller*innen führen unter der Regie von Pastor Claus-Carsten Möller ihr Musical in zwei Durchgängen am Heilig Abend auf.

Schönstes Erlebnis? Die glänzenden Kinderaugen – und wenn die Augen der Erwachsenen auch zu glänzen beginnen! Manche Eltern berichten, wie ihre Kinder hinterher singend bis nach Hause neben ihnen her traben.

Und einmal hatte ein Sänger-Engel einen besonders schwierigen Text zu singen, sodass alle die Luft anhielten, bis er sein wunderschönes Solo hinter sich brachte. „Sternstunden in meinem Beruf!“ so Claus-Carsten Möller.

Kurze Wege

Selbst der offene kirchliche Jugendtreff „Kurze Wege“ in der Barne feiert Weihnachten: Zwar gibt es kein klassisches Krippenspiel, aber die „Band vom Advent“ sowie das legendäre Kochduell gehören bei der Teamer-Weihnachtsfeier mit Nicole und Kucki dazu.