Dieser Artikel nimmt Bezug auf den Artikel „Wir sind Kirche“

Wir sind Kirche ist mehr als ein Slogan

Das Thema „Wir sind Kirche“ mag auf den ersten Blick nicht mehr als ein Slogan klingen, der halt die Aufgabe hat, die Aufmerksamkeit des Lesers auf sich zu ziehen. Aber schon die bemerkenswerten Äußerungen der sechs Jugendlichen (s.o.) offenbaren: Hier geht es um Wesentliches!!! Und für den, der Zugang zum christlichen Glauben und Zugang zur Gemeinschaft der Christen hat (denn genau das ist Kirche ja: Gemeinschaft der Christen), für den ist das mit der

Kirche eben keine simple Vereinsmeierei, kein lächerlicher Kampf für den Erhalt altbackener/verstaubter Traditionen und auch keine Frage etwa von moralischen Richtigkeiten und Allgemeinplätzen. Vielmehr ist das für den, der Kirche lebendig erfährt eine bunte, quirlige Gemeinschaft, die trägt, bereichert, ergänzt, bei der selbstverständlich nicht immer alles einfach ist (aber Hand aufs Herz: Wo ist immer alles einfach, wenn Menschen zusammenkommen und gemeinsam einen Weg beschreiten???) und nicht alle „best friends“ sind. Es ist aber eine Gemeinschaft, auf die er auf keinen Fall verzichten möchte, weil sie schlicht das eigene Leben belebt/mit Leben füllt.

Aus „Wir sind Kirche“ wird „Kirche sind WIR“

Spannend war für mich das erste Andenken des diesjährigen Kinderreformationsfestes, da habe ich nämlich bei der Themensuche einfach mal mit den Worten jongliert und aus „Wir sind Kirche“ wurde dann „Kirche sind WIR“. Sofort stieg in mir die Frage hoch: Wer ist eigentlich „WIR“??? Und wer sich auf diese Frage einlässt und ein bisschen mit dem Glauben auskennt, der wird sehr schnell zu dem Schluss kommen: Da muss aber unbedingt einer besonders erwähnt werden, nämlich er – Jesus, der Christus! Und das nicht etwa, weil das immer so war oder man das sagen müsste. Quatsch!!! Dieser Christus macht das Wesen von „Gemeinschaft der Christen“ aus, ist quasi ihre DNA – unmöglich Kirche ohne den Auferstandenen zu denken oder zu leben.

Die erste Begegnung mit den Jüngern

Besonders deutlich wird das in der allerersten Begegnung zwischen Jesus und den Jüngern. Denn: Wie kann es angehen, dass Menschen, die sehr viel kollektiver lebten als wir das heute tun, Menschen bei denen die Familie das Ein und Alles ist, und wo das Verlassen der eigenen Familie ein „NO-GO“ ist/gesellschaftlich geächtet wird – wie kann es da angehen, dass die 12 Jünger alles stehen und liegen lassen und Jesus nachrennen, den sie bis dahin doch überhaupt nicht kennen?

Es gibt da eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder war zuhause alles so derart schrecklich, dass die Flucht von zuhause weg allemal besser war als das Bleiben. Oder aber dieser Jesus Christus – was er sagte und was er tat – hatte so eine starke Ausstrahlung, dass sich die Menschen dem nicht entziehen konnten/dass sie in seiner Gegenwart entdeckten: „Wow, so kann Leben schmecken!!! So anders als ich es kenne/als es sonst gelebt wird. Und wie kann ich da etwa sitzen bleiben, wenn das pralle Leben anklopft und mich einlädt? Schön dumm wär ich!“

Alles spricht dafür, dass Zweiteres der Fall war. Deshalb: Begeisterung war der Anfang der Jüngerschaft und Begeisterung war auch der Anfang der Kirche/der Gemeinschaft der Christen. Und das war nicht etwa eine dumpfe Begeisterung oder Hysterie, sondern eine Begeisterung, die mit diesem Jesus Christus zu tun hatte, mit dem, was er den Menschen nahebrachte – sie lehrte – und wie er mit Menschen umging.

Hat mich dazu bewogen spät zu studieren

Dieser Jesus Christus, der Glaube gerade an ihn/das „Ihm-Vertrauen“, war für die Menschen damals – biblisch gesprochen – eine „Quelle des Lebens“. Es inspirierte sie, mehr noch: Setzte ungeahnte Kräfte in ihrem Leben frei und machte ihr Leben sehr viel dynamischer. Das haben die Menschen damals erlebt und auch heute gibt es mehr als genug Christen, die Gleiches erleben und bezeugen können. Das ist auch meine persönliche Erfahrung und hat mich

letztendlich dazu bewogen, spät studierend den spannenden und für mich beglückenden Beruf des Pastoren zu erlernen.

Und genau deshalb – weil der Glaube an den Christus die Kräfte freisetzt, die er freisetzt – ist es Aufgabe der Christen, diesen kostbaren Glauben an Jesus zu leben und auch mit anderen zu teilen, ihn auch anderen mitzuteilen.

Wir glauben nicht an einen Toten

Und dabei ist wichtig: Wir glauben nicht an einen Toten, sondern an den Auferstandenen, der auch heute noch gern und großzügig wirkt und anzutreffen ist, wo sich Gemeinschaft der Christen sammelt und anfängt ihn ernst zu nehmen, ihm folgt.

Das Sie den eigenen Glauben und die Gemeinschaft der Christen in der angesprochenen Weise erleben, das wünsche ich Ihnen sehr!!!

Pastor Claus-Carsten Möller