Ende 2019 entschieden wir uns, das Märchen Aschenputtel auf die Bühne des Wunstorfer Stadttheaters zu bringen. Das war ein sehr ambitioniertes Projekt, da wir uns somit für zwei Aufführungen mit dann insgesamt 1000 Zuschauern entschieden hatten. Wir planten einen für unsere Verhältnisse riesigen Aufwand mit Barockkleidung, aufwändigem Bühnenbildhintergrund, Beleuchtungstechnik und Tontechnik mit Chormikrofonen, 10 Headsets und 2 Handfunkmikrofonen.

Wegen Covid und dem damit verbundenen Ausfall von Übungseinheiten, mussten wir den Konzerttermin um ein Jahr von Februar 21 auf Februar 22 verschieben. Als Folge traten einige Sängerinnen aus dem Chor aus, da sie in der Zwischenzeit ihre Schulzeit beendet und eine auswärtige Ausbildung begonnen hatten.

Die für 1.000,- Euro gekauften Barockkleider konnten zum Großteil nicht mehr verwendet werden, da die Sängerinnen aus ihnen herauswuchsen, oder wie es eine Sängerin formulierte; sie habe ihre Konfektionsgröße geändert. Besonders die Darstellerin des kleinen Aschenputtels wuchs kräftig und überragte im Frühjahr 2021 ihren Bühnenvater um einen ganzen Kopf.

Das ganze Projekt stand vor dem Scheitern. 

Eine energische Akquise brachte fünf neue Sängerinnen in den Chor, neue Kleider wurden gekauft und zum Teil selbst genäht und die Rollen wurden umverteilt. Die vorbereitende Chorfreizeit wurde insgesamt viermal verschoben und zum Schluss in zwei kleine Chorfreizeiten im Herbst 21 aufgeteilt.

Dann nahm Omikron an Fahrt auf und ging selbstverständlich auch nicht an der Kantorei vorüber. Die Probenarbeit fand bei Durchzug mit offenen Fenstern und Atemschutzmaske statt. Dann, nach fast zwei Jahren Vorbereitungszeit, standen die beiden Aufführungen und die Generalprobe kurz bevor. Alle Sänger:innen waren gesund, keine war positiv und keine war K1.

Im Nachhinein erscheint allein das fast als ein Wunder.

Am Tag der Aufführung durfte das Stadttheater Wunstorf zur Hälfte besetzt werden, also 262 erlaubte Zuschauer. Am Samstag mussten wir leider 20 Personen wieder nach Hause schicken, am Sonntag passte es genau.

Und die Sängerr:innen gaben alles, brillierten mit einer unglaublichen Spielfreude und sangen klar und mitreißend. Nach über zwei Stunden einschl. Pause war dann die Aufführung vorbei. Wir waren alle völlig geschafft.

Erst jetzt wird es mir bewusst, dass wir sehr viel Glück hatten und diese Aufführung tatsächlich nur mit viel Disziplin und Flexibilität und einem sehr hohen Maß an Freundschaft durchführbar war.

Matthias Schwieger